Angèle Wini Gnimle erzählt, dass es nicht immer einfach ist, als junge Frau einen Beruf in der Landwirtschaft zu ergreifen. Mit starkem Willen und dem Ziel vor Augen, eine landwirtschaftliche Ausbildung zu durchlaufen, hat es Angèle Wini Gnimle bis zur Managerin eines Kakao-Aufbereitungslagers von gebana Togo geschafft. Von gebana Togo kauft die GEPA seit 2019 Bio-Kakao, der je nach Verfügbarkeit in allen GEPA-Schokoladen enthalten ist. (Lesen Sie hier unseren Reisebericht gebana Togo).

Eine Frau an der Spitze des Aufbereitungslagers

Mit erst 27 Jahren ist Angèle Wini Gnimle eine junge Leiterin des Kakao-Aufbereitungslagers. Seit September 2018 arbeitet sie hier. Sie lebt gerne in Badou und mag ihre Arbeit sehr. Allerdings war der Weg dahin nicht immer einfach, aber Angèle Wini Gnimle hat es geschafft.

Nach dem Abitur stand für sie fest, in der Landwirtschaft zu arbeiten – und nicht nur das, sie wollte damit auch ihren Lebensunterhalt bestreiten. Für eine Frau ist das keine einfache Wahl, denn obwohl Frauen die Felder bestellen, Gemüse und Obst anbauen und ernten, heißt das noch lange nicht, dass sie damit auch Geld verdienen.

Angèle Wini Gnimle macht Nägel mit Köpfen

Angèle Wini Gnimle wusste, dass sie dazu eine fundierte Ausbildung braucht und beschloss, diese am nationalen Institut für Landwirtschaft zu absolvieren. „Mein Vater war zuerst gar nicht begeistert von dieser Idee“ erzählt sie im Interview. Die Ausbildung war ihm schlicht zu teuer, und er akzeptierte es nicht, dass sich Angèle an der Landwirtschaftsschule einschreiben wollte.

Angèle Wini Gnimle kommt aus einer polygamen Familie und ihr Vater hat mit vier Frauen neun Kinder, sie ist das siebte. „Es gibt viel Eifersucht, wenn der Mann die Tochter der einen Frau mehr fördert als eine andere“ erzählt Angèle. Das erfordert viel Durchsetzungsvermögen und Stärke und Angèle machte Nägeln mit Köpfen: Sie hat sich gegen den Willen des Vaters an der Schule eingeschrieben. Ihrem Vater zeigte sie die Anmeldeliste und hat ihn damit „weichgeklopft“. Anfangs wollte er nicht glauben, dass sie die drei Jahre durchhält, aber als sie ihm nach dem ersten Jahr ihr Zeugnis zeigt, ist er sehr stolz auf seine Tochter. Von ihrer Mutter hat Angèle immer viel Unterstützung bekommen und ihre Tochter bestärkt. Sie haben ein enges Verhältnis und telefonieren regelmäßig.

„Das ist schon etwas Besonderes“

… sagt Angèle über ihre Festanstellung bei gebana Togo und darüber ist sie sehr froh. Mit wenigen Vorkenntnissen bekam sie die Chance, als Managerin des Aufbereitungslagers anzufangen. Während ihrer Ausbildung auf der Landwirtschaftsschule hat sie viel über den Anbau von Kaffee und Kakao gelernt und ist stolz, dass sie ihre Kenntnisse jetzt in der Praxis anwenden kann.
Ihre Lehrer an der Landwirtschaftsschule haben sie in Kontakt mit gebana Togo gebracht und auch hier hat sie nicht lange gefackelt, ihre Unterlagen eingeschickt und den Job bekommen.
Das klingt zwar einfach, ist aber auch nicht vom Himmel gefallen. Davor machte Angèle auch viele unbezahlte Praktika. Sie ist wirklich stolz, dass sie seit 2018 einen bezahlten Job hat, autonom und unabhängig ist und den „Papa nicht mehr um Geld bitten muss.“

„Die Landwirtschaft ist die Basis von allem“

Warum sie ausgerechnet diesen Beruf gewählt habe?  Angèle muss nicht lange überlegen. Die Landwirtschaft ist die Hauptaktivität in Togo und es geht nichts ohne Landwirtschaft, das ist ihr früh klar geworden. Ihr Vater ist Lehrer, aber wie alle Familien auf dem Land, bewirtschaftet auch ihre einige Felder, baut Gemüse und Obst an. Sie hat schon als Kind nach der Schule auf dem Feld mitgeholfen und dabei einiges gelernt. Allerdings auf sehr niedrigem Niveau, es gab keine Fahrzeuge und moderne Gerätschaften. Das hat sie dann auf der Landwirtschaftsschule kennengelernt, wo sogar Traktoren zum Einsatz kamen.

Qualitätskontrolle ist das A und O

Als ausgebildete Agrartechnikerin ist Angèle zuständig für die Qualitätskontrolle der Kakaobohnen, die von den Bauern angeliefert werden. Um eine gleichbleibende Spitzenqualität aufrechtzuerhalten, prüft sie zunächst, wie die erste Auslese bei den Bauern war. Sie kontrolliert, ob die Fermentation gut und die Trocknung ausreichend war. Dafür wird der Feuchtigkeitsgehalt des Kakaos gemessen. Wenn der Kakao noch zu viel Restfeuchte enthält, wird er nachgetrocknet. Schließlich soll nur qualitativ einwandfreier Kakao exportiert werden. Das gesamte Aufbereitungslager ist in „Frauenhand“ und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Schließlich sortieren die Frauen händisch die Kakaobohnen und sorgen akribisch dafür, dass nur die besten Bohnen „in den Sack“ kommen.

Bioanbau – gut für alle

Angèle Wini Gnimle ist überzeugte Verfechterin des ökologischen Anbaus und hofft, dass immer mehr Bauern auf Bioanbau umsteigen. „Es werden zu viele Pestizide eingesetzt“ erklärt sie. Dadurch verändert sich auch das Klima. Dagegen wird bei der Bio-Landwirtschaft die Natur geschützt und gesunde Lebensmittel produziert.

Mädchen – seid frei und unabhängig

So könnte Angèles Botschaft lauten und sie möchte Mädchen ermutigen, einen Beruf zu erlernen, damit sie am Ende nicht irgendeinen Job machen müssen. Finanzielle Unabhängigkeit bedeutet ja auch ein Stück Freiheit und das ist besonders für Mädchen wichtig. Sie ist der lebende Beweis, dass auch Frauen in einer Männerdomäne sogar eine Führungsposition haben können. Daher wünscht sie sich, dass noch mehr Mädchen den Schritt in die Landwirtschaft als Beruf wagen.

Visionen, Ziele, Wünsche

Angèle ist zwar Leiterin des Aufbereitungslagers, aber damit noch längst nicht am Ende ihrer Wünsche und Ziele. In naher Zukunft steht ihre Hochzeit und Wunsch nach Familiengründung an und langfristig träumt sie von einem eigenen landwirtschaftlichen Betrieb mit Tierhaltung. Ein ambitioniertes Ziel – aber wir zweifeln nicht daran, dass sie auch dieses Projekt schaffen wird.